Digitalisierung

Aus unserem Alltag sind digitale Anwendungen nicht mehr wegzudenken – kaum ein Beruf kommt ohne digitale Werkzeuge aus, ob es sich um ein Handwerk, eine kaufmännische Tätigkeit oder um wissenschaftliche Forschung handelt. Auch in der Freizeit ist Digitalisierung allgegenwärtig, wenn wir telefonieren, im Internet nach Kochrezepten suchen, Filme oder Musik streamen, uns den Weg zum Haus eines Freundes oder die nächste Pizzeria anzeigen oder unsere Schritte zählen lassen. Digitale Anwendungen nutzen zu können, ihre Funktionsweise zumindest in Grundzügen zu verstehen, aber auch kritisch einordnen zu können, welche Chancen und Risiken mit ihrer Ausbreitung verbunden sind, gehört zu den Fähigkeiten, die unerlässlich sind, um sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden.

Die Kultusministerkonferenz spricht deshalb schon 2016 von Bildung in der digitalen Welt. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass Schulen den Auftrag haben, „Schülerinnen und Schüler angemessen auf das Leben in der derzeitigen und zukünftigen Gemeinschaft vorzubereiten und sie zu einer aktiven und verantwortlichen Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, beruflichen und wirtschaftlichen Leben zu befähigen“ (S. 10).

In der „digitalen Welt“ werden dazu vielfältige Fähigkeiten benötigt. In dem Strategiepapier von 2016 werden insgesamt 22 Fähigkeiten aus folgenden sechs Bereichen aufgelistet (S. 16ff):

  • Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren,
  • Kommunizieren und Kooperieren,
  • Produzieren und Präsentieren,
  • Schützen und sicher Agieren,
  • Problemlösen und Handeln und
  • Analysieren und Reflektieren.

Für den Erwerb dieser Fähigkeiten soll die gesamte Schulzeit genutzt werden. In diesem Strategiepapier heißt es: „Da die Digitalisierung auch außerhalb der Schule alle Lebensbereiche und – in unterschiedlicher Intensität – alle Altersstufen umfasst, sollte das Lernen mit und über digitale Medien und Werkzeuge bereits in den Schulen der Primarstufe beginnen. Durch eine pädagogische Begleitung der Kinder und Jugendlichen können sich frühzeitig Kompetenzen entwickeln, die eine kritische Reflexion in Bezug auf den Umgang mit Medien und über die digitale Welt ermöglichen“ (S.11). Die Kultusministerien der Länder verpflichten sich in diesem Papier, „dafür Sorge zu tragen, dass alle Schülerinnen und Schüler (…) bis zum Ende der Pflichtschulzeit die in diesem Rahmen formulierten Kompetenzen erwerben können“ (S. 19).

Damit Schülerinnen und Schüler solche Kompetenzen entwickeln können, müssen ihre Lehrkräfte nicht nur selber über dieses Wissen und diese Fähigkeiten verfügen – sie müssen auch in der Lage sein, Kindern und Jugendlichen diesbezüglich Hilfestellungen im Lernprozess zu geben.

Lehrkräfte müssen über gute Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Anwendungen verfügen, die weiter oben beschrieben sind, und zwar in allen Fächern, die sie unterrichten. Da für unterschiedliche Fachinhalte unterschiedliche digitale Medien wichtig sind, muss die Auseinandersetzung fachspezifisch erfolgen. Die Kultusministerkonferenz schreibt:

„Konkret heißt dies, dass Lehrkräfte digitale Medien in ihrem jeweiligen Fachunterricht professionell und didaktisch sinnvoll nutzen sowie gemäß dem Bildungs- und Erziehungsauftrag inhaltlich reflektieren können. Dabei setzen sie sich mit der jeweiligen Fachspezifik sowie mit der von Digitalisierung und Mediatisierung gekennzeichneten Lebenswelt und den daraus resultierenden Lernvoraussetzungen ihrer Schülerinnen und Schüler auseinander. Das Ziel aller Schularten, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, die eigene Medienanwendung kritisch zu reflektieren und Medien aller Art zielgerichtet, sozial verantwortlich und gewinnbringend zu nutzen, gehört damit perspektivisch in jedes fachliche Curriculum.“ (S. 25)

Am Ende Ihrer Ausbildung sollten Sie wissen, welche digitalen Methoden in der Wissenschaft genutzt werden, um neue Erkenntnisse in Ihren Fächern zu gewinnen. Sie müssen einschätzen können, welche digitalen Medien geeignet sind, um das Lernen der Schülerinnen und Schüler in Ihren Fächern auf verschiedenen Klassenstufen zu unterstützen und in der Lage sein, Schülerinnen und Schülern dabei zu helfen, Inhalte und Anwendungen digitaler Medien kritisch einzuschätzen.

An der Universität Hamburg wurden in den letzten Jahren in verschiedenen Fächern Lehrveranstaltungen entwickelt, in denen sich Lehramtsstudierende mit der Bedeutung von digitalen Medien im Fachunterricht auseinandersetzen können. Einige Beispiele wollen wir Ihnen vorstellen:

  • Möchten Sie wissen, was Computerspiele im Geschichtsunterricht zu suchen haben?
  • Oder wollen Sie schauen, wie man im Geographieunterricht mit Geoinformationssystemen räumlichen Fragestellungen auf die Spur kommen kann?
  • Interessiert Sie, wie Kooperation in der inklusiven Schule mit Hilfe eines digitalen Planspiels eingeübt werden kann?

    Über das Projekt

    Gemeinsam mit Studierenden entwickelten Dr. Andrea Albers und Dr. Franziska Carl (Arbeitsbereich Schulpädagogik & Schulforschung) ein Seminar, in dem erprobt wird, wie Kooperation an einer inklusiven Schule gestaltet werden kann. Mit Hilfe eines digitalen Planspiels wird für die Studierenden unmittelbar „erlebbar“, welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen damit verbunden sind.

    In dem Planspiel nehmen die Studierenden unterschiedliche Rollen an einer fiktiven Schule ein, gestalten und erleben z.B. Konferenzen, planen gemeinsam Vorhaben in kleineren Gruppen und diskutieren pädagogische Grundsatzfragen. In „Fortbildungen“ und „Coachings“ erweitern die Studierenden ihre Kompetenzen und erhalten individuelle Unterstützung. Der Wechsel von digitalen und analogen Phasen sowie die Verschränkung von Theorie und Praxis stellen die Besonderheiten des Seminars dar, wie die Studierenden des ersten Durchgangs bestätigen.

  • Oder möchten Sie etwas über den Mehrwert digitaler Werkzeuge in der Ausbildung von Lehrkräften und im späteren Beruf erfahren?

    Über das Projekt

    In der Mathematikdidaktik werden regelmäßig digitale Werkzeuge im Studium eingesetzt. Auf diese Weise sollen die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer praktisch erproben können, in welchen Situationen diese speziellen Werkzeuge einen Mehrwert im Unterricht darstellen. Besonders wird dies im Rahmen des Masterseminars zum mathematischen Modellieren deutlich, wo gemeinsam mit den Studierenden erarbeitet wird, in welcher Weise und an welchen Stellen digitale Werkzeuge die Modellierungsprozesse von Schülerinnen und Schülern unterstützen können.

    Aber auch der Kompetenzerwerb der Studierenden wird mithilfe digitaler Werkzeuge, insbesondere durch den Einsatz von Unterrichtsvideos, im Seminar gefördert. Hierbei handelt es sich um reale Unterrichtsszenen oder aber nachgestellte Szenen, die gemeinsam analysiert werden. Damit sollen Entscheidungsprozesse im Unterricht simuliert und trainiert werden. Schülerschwierigkeiten werden in Hinblick auf theoretische Modelle analysiert und mögliche Reaktionen einer Lehrkraft diskutiert.

    Das Seminar endet mit den Modellierungstagen Modellierungstage mit, in denen Schülerinnen und Schüler an zwei Tagen eine komplexe Modellierungsaufgabe bearbeiten. Die Studierenden dieses Seminars betreuen die Schülerinnen und Schüler, um das Gelernte in der Praxis in einer sicheren Umgebung anwenden und verschiedene Verhaltensweisen erproben zu können.