Schulsystem

Das deutsche Schulsystem im Allgemeinen darzustellen fällt gar nicht so leicht, da es das EINE deutsche Schulsystem nicht zu geben scheint. In Deutschland gilt der Bildungsföderalismus, der es den einzelnen Landesregierungen in sogenannter Kulturhoheit erlaubt, über die Gestaltung des Schulwesens im eigenen Bundesland zu entscheiden. Ein Mindestmaß an Übereinstimmung und Vergleichbarkeit von Inhalten und Abschlüssen wird durch die Kultusministerkonferenz sichergestellt. Bei der Kultusministerkonferenz handelt es sich um ein Gremium, in dem die Bildungsministerinnen und -minister aller Bundesländer regelmäßig zusammenkommen, um sich zu gemeinsamen, für alle verbindliche Standards zu verständigen. Diese Standards tragen dafür Sorge, dass es in Bezug auf die Bildungssysteme eine Grundstruktur gibt, die sich – unabhängig von den jeweiligen Schulformen – in allen Bundesländern erkennen lässt.

Eingang in das Schulsystem (Primarstufe)

Mit Beginn der Schulpflicht (Jahr der Vollendung des sechsten Lebensjahres) und Feststellung der Schulfähigkeit besuchen Schülerinnen und Schüler die Primarstufe des Schulsystems in der Grundschule. Diese umfasst in den meisten Bundesländern die Klassenstufe 1 – 4, in wenigen Ausnahmen die Klassenstufe 1 – 6 (z.B. Berlin, Brandenburg). Allen Bundesländern ist gemein, dass die Grundschullehrkräfte im letzten Schulhalbjahr eine Empfehlung für die weitere Schullaufbahn aussprechen.
In Hamburg umfasst die Grundschule in der Regel die Klassenstufe 1 – 4. Zusätzlich bietet eine Vielzahl der Hamburger Grundschulen eine Vorschulklasse an, um den Einstieg in das schulische Leben für die Schulanfängerinnen und Schulanfänger zu erleichtern.

Schulformen in Hamburg

 

Übergang in die weiterführende Schule (Sekundarstufe I und/oder II)

Im Anschluss an die Primarstufe folgt die Sekundarstufe I. Je nach Bundesland stehen Schülerinnen und Schüler nun vor der Auswahl einer unterschiedlichen Anzahl an weiterführenden Schulformen. Die Sekundarstufe I beginnt in der Regel mit der 5. Klasse und endet mit der 10. Klasse. Die Sekundarstufe II kann an allgemeinbildenden und beruflichen Vollzeitschulen absolviert werden oder aber im Rahmen einer beruflichen Ausbildung in einem dualen System (Berufsschule und Betrieb). An diesen Schulformen können verschiedene studien- oder berufsqualifizierende Abschlüsse erworben werden.

Bildungsabschlüsse

In der Sekundarstufe I können bis zu zwei Abschlüsse erreicht werden. Dabei handelt es sich zum einen um den Hauptschulabschluss (in Hamburg: ESA bzw. Erster Schulabschluss) und zum anderen um den Mittleren Schulabschluss (MSA). Bei Unterrichtsleistungen, die über den Mittleren Schulabschluss hinausgehen, bietet sich der Übergang in die gymnasiale Oberstufe an.

Mit der Entscheidung Hamburgs für ein zweigliedriges Schulsystem (Stadtteilschule und Gymnasium) wird den Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschulen die Möglichkeit eröffnet, in EINER Schule ALLE Abschlüsse zu erwerben. Für den Erwerb des Abiturs an einer Stadtteilschule in Hamburg haben die Schülerinnen und Schüler ein Jahr länger Zeit als an einem Gymnasium und können somit nach 13 Jahren ihr Abitur erreichen. Optional gibt es auch die Möglichkeit in Hamburg, nach zwei erfolgreich absolvierten zusammenhängenden Semestern der Qualifikationsphase die Schule mit dem schulischen Anteil der Fachhochschulreife zu verlassen. Absolviert man in diesem Zusammenhang noch ein einjähriges Praktikum, kann man dadurch die Fachhochschulreife erwerben.

Spezielle Sonderschulen und Förderzentren ergänzen den Regelschulbetrieb während der Primar- und der Sekundarstufe I. In Sonderschulen werden Schülerinnen und Schüler unterrichtet, bei denen ein sonderpädagogischer Förderbedarf diagnostiziert wurde. In Folge der Ratifizierung der UN-Konventionen über die Rechte von Menschen mit Behinderung verpflichtete sich Deutschland, sein Bildungssystem inklusiv auszurichten. Damit erhalten Eltern und ihre Kinder das Recht, den schulischen Förderort frei zu wählen.

Schulstruktur

 

Die folgende interaktive Grafik der Bundeszentrale für politische Bildung ist ein Versuch das deutsche Bildungssystem grafisch darzustellen. Da jedes Bundesland für seine eigene Bildungspolitik zuständig können in dieser Grafik nicht die vielfältigen Differenzen zwischen den Bundesländern abgebildet werden, nichtsdestotrotz gibt es bei all den Unterschieden eine gemeinsame Grundstruktur des Bildungssystems, die in dieser Grafik abgebildet wird.

Quelle: Dossier Bildung (2013), Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung/WZB, www.bpb.de/163283